Unerschrockene Grower haben eine ganze Reihe an Möglichkeiten, mehr aus ihren Pflanzen herauszuholen. Fimming ist eine der neueren und weniger bekannten Methoden, die darauf abzielt, das Wachstum der Seitenzweige zu fördern, um eine kürzere, buschigere Pflanze zu erhalten. Wenn du Topping schon mal ausprobiert hast, ist Fimming eine Überlegung wert.
Was ist Fimming?
Fimming (oder FIM) ist eine fortschrittliche Anbautechnik, die darauf abzielt, buschigere Cannabispflanzen zu erzeugen, die sich mehr auf das seitliche (und nicht auf das vertikale) Wachstum konzentrieren. Der einzige Unterschied zum Topping besteht darin, wo genau du den Schnitt durchführst.
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Die Geschichte hinter dem Fimming lautet ungefähr so.
Es war einmal ein ehrgeiziger, aber hastiger Grower, der seine Pflanzen toppen wollte. In seiner Eile machte er den Schnitt jedoch an der falschen Stelle rief mit großem Frust: „F*uck, I missed“ (FIM). Doch nach ein paar Tagen wuchsen an der vermeintlich falschen Schnittstelle gesunde neue Zweige, die jenem Grower eine wirklich beeindruckende Ernte verschaffte.
Aus diesem einen Fehler entstand schnell eine völlig neue Methode, um die Form und Größe einer Cannabispflanze zu kontrollieren. Heute ist Fimming eine immer beliebtere Technik bei Growern, die etwas Neues ausprobieren wollen.
Fimming vs. Topping
Fimming und Topping sind sich unglaublich ähnlich. Wenn du schon einmal eine Cannabispflanze getoppt hast, kannst du sie auch ohne Probleme fimmen. Falls du’s trotzdem noch nicht weißt: Beim Topping (manchmal auch „apical pruning“ genannt) wird das oberste Wachstum einer Pflanze abgeschnitten. Das führt dazu, dass sich der Stiel in zwei Hauptstängel teilt, die jeweils zu einer eigenen Cola heranwachsen. Dadurch kann sich die Ernte im Vergleich zu einer nicht beschnittenen Cannabispflanze verdoppeln.
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Fimming geht praktisch genauso. Der einzige große Unterschied besteht darin, wo du den Schnitt ansetzt. Während beim Topping der gesamte oberste Wachstumsknoten entfernt wird, entfernst du beim Fimming nur 70-80% des Knotens. Das klingt vielleicht nicht nach einem großen Unterschied, aber du wirst das an den Ergebnissen definitiv merken.
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Wenn eine Graspflanze getoppt wird, teilt sich der verbleibende Stiel in zwei neue Stiele auf und die Pflanze schickt den Großteil ihrer Ressourcen in sie. Das Ergebnis ist eine Pflanze mit zwei Hauptstielen, die den Schwerpunkt der Blütenproduktion bilden und jeweils eine volle Cola tragen. Topping wird meist früh im Leben einer Pflanze durchgeführt und die unteren Zweige werden weitgehend ignoriert (oder sogar entfernt), um sich auf die Colas zu konzentrieren.
Fimming hingegen verlangsamt lediglich das vertikale Wachstum der Pflanze für 5-7 Tage und zwingt sie, ihre Energie auf die verbleibenden gesunden Zweige zu lenken. Das Ergebnis ist eine buschigere Pflanze mit mehr Blühstellen, die sich auf größere, robustere Äste verteilen.
Fimming vs. Beschneiden
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Fimming ist grob gesagt eine Art des Beschneidens. Beim Beschneiden wird einfach ein Teil einer Pflanze entfernt, um für optimales Wachstum zu sorgen. Das kann so einfach sein wie das Abschneiden von ein paar Blättern oder so extrem wie Mainlining. Da „Beschneiden“ ein so weit gefasster Begriff ist, wird er nur selten allein verwendet.
Was sind die Vorteile von Fimming für Cannabispflanzen?
Wie bei jeder anderen Methode des High-Stress-Trainings (HST) lautet das Hauptziel beim Fimming, deine Cannabispflanze zu zwingen, mehr Blüten zu bilden, um ihren Gesamtertrag zu steigern. Fimming gilt zwar als fortgeschrittene Technik, aber jeder, der über eine gute, scharfe Schere verfügt, kann sie mit minimalem Risiko durchführen.
Im Vergleich zum Topping ist Fimming weniger anstrengend für die Pflanze, sodass sie sich schneller erholen sollte. Außerdem ist der Spielraum für Fehler etwas größer und du musst beim Schnitt nicht so genau sein. Vergiss nicht, das ganze Konzept wurde ja schließlich aus einem Fehler geboren.
Richtig gefimmte Cannabispflanzen sind kürzer und buschiger als ungefimmte, womit du die normale „Weihnachtsbaumform“ vermeiden kannst, die die meisten Pflanzen annehmen. Das sind gute Nachrichten, denn eine große und gleichmäßige Baumkrone ist der beste Weg, um deinen Ertrag zu maximieren.
Im Gegensatz zum Topping wird beim Fimming die Energie der Pflanze auf die verbleibenden Zweige verteilt und nicht nur auf die frisch getoppten Stängel. Das führt dazu, dass insgesamt mehr Blüten über ein breiteres Blätterdach verteilt sind.
Einer der größten Vorteile von Fimming ist jedoch seine Vielseitigkeit. Ganz dem Namen nach kannst du Topping nur an der Spitze, dem „Top“, einer Pflanze vornehmen (welch Überraschung, schon klar). Im Vergleich dazu kannst du Fimming an jedem Teil deiner Pflanze vornhemen, an dem neues Wachstum stattfindet. Das Fimming der unteren Zweige kann dazu beitragen, die Bildung von „Popcorn-Blüten“ zu verhindern und diese „nutzlosen“ Stellen unglaublich produktiv zu machen.
Wenn du ScrOG-Techniken anwendest, ist Fimming dank seiner Vielseitigkeit und schnellen Erholungszeit unglaublich nützlich. In Kombination mit anderen LST-Techniken lassen sich die Pflanzen auf diese Weise in nahezu jede Form und Größe bringen.
Mögliche Risiken von Fimming
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Kein System ist perfekt und auch Fimming ist nicht ohne Risiken. Das größte Risiko beim Fimming deiner Pflanzen ist, dass du versehentlich zu viel von der Wachstumsstelle abschneidest. Doch prinzipiell ist selbst das kein Problem, denn in diesem Fall hast du die Pflanze ja effektiv nur getoppt. Das hast du zwar vielleicht nicht gewollt, aber auf lange Sicht wird das deiner Pflanze keineswegs schaden.
Das zweite Risiko ist, dass die neu wachsenden Zweige zu schwach sind, um neues Wachstum und Blüten zu tragen. Das passiert in der Regel, wenn nicht genug vom ursprünglichen Wachstum entfernt wird. Du wandelst hier auf einem schmalen Grat und brauchst definitiv Übung, um konstant den richtigen Punkt zu finden.
Die Nachteile von Fimming sind die gleichen wie beim Topping:
- Längere Wachstumszeiten und eine erhebliche Belastung für die Cannabispflanze.
- Durch die Verwendung von unsterilen Werkzeugen können Verunreinigungen in die Pflanze gelangen, die möglicherweise schwere Schäden verursachen können.
- Zu frühes Fimming kann eine Pflanze kaputtmachen; zu spätes Fimming kann deine Gesamternte verringern. Der ideale Zeitpunkt variiert von Sorte zu Sorte, aber in der Regel ist die 2-3-Wochen-Marke ein guter Wert.
Im Vergleich zum Topping werden die Pflanzen beim Fimming in der Regel höher (dank der kürzeren Erholungszeit). Die wachsenden Colas sind außerdem etwas ungleichmäßiger verteilt als bei Pflanzen, bei denen Mainlining richtig angewendet wurde. Das sind keine großen Probleme, aber wenn du deine Pflanzen fimmen willst, solltest du auch LST-Training intensiv einsetzen.
Zu guter Letzt sei noch erwähnt, dass nicht jede Sorte ideal für HST ist. Manche Sorten sind unglaublich stressanfällig und sollten am besten überhaupt nicht getoppt werden. Recherchiere, welche Sorten am besten zu den Techniken passen, die du anwenden willst. Sorten wie Amnesia, Lemon Haze oder Strawberry Kush sind alle gute Kandidaten für Fimming.
Wie du Cannabispflanzen fimmst
Jetzt, da wir alles übers Fimming wissen und warum du es machen solltest, lass uns direkt zur Sache kommen. Wenn du schon einmal eine Pflanze getoppt hast, wird Fimming für dich ein echtes Kinderspiel sein. Doch auch falls du zum ersten Mal etwas in der Richtung versuchst, brauchst du dir keinen Stress machen, denn die Sache ist wirklich ziemlich simpel.
- Sterilisiere deine Ausrüstung. Benutze Reinigungsalkohol, damit deine Schere (oder dein Rasiermesser) ebenso sauber wie scharf ist. Schmutzige Klingen können Infektionen verursachen und alles, was du einer bereits gestressten Cannabispflanze zusätzlich zumutest, führt in der Regel zu einer Katastrophe.
- Wähle dein Ziel. Normalerweise ist das der höchste Punkt des Wachstums deiner Cannabispflanze, aber auch die Spitzen der Seitenzweige können gefimmt werden.
- Mach den Schnitt. Nimm die Blätter zwischen Daumen und Zeigefinger und ziehe sie ganz vorsichtig, bis sie straff werden. Mach dann einen einzigen horizontalen Schnitt, der 70-80% des Wachstums entfernt.
- Warte ab. Nach 5-7 Tagen solltest du sehen, wie sich neues Wachstum bildet, da sich der beschnittene Bereich jetzt in zwei neue Zweige aufgeteilt hat.
- Wiederhole nach Bedarf. Fimming muss nicht „einmalig“ sein. Wenn du Zeit hast und deine Pflanze bis zum Äußersten treiben willst, kannst du es immer wieder machen. Beachte aber, dass du es beim Fimming auch übertreiben kannst. Deine Pflanze bildet dann mehr Zweige als ihre Wurzeln tragen können, was zu einer schwächeren Cannabispflanze mit geringeren Erträgen führt. Es gibt keine allgemeingültige Regel, wann genug genug ist, aber meiner Erfahrung nach ist weniger in diesem Fall mehr.
Wann du mit dem Fimming deiner Pflanzen anfangen kannst
Wie bei jeder anderen HST-Technik ist es wichtig so lange Geduld zu haben, bis deine Cannabispflanze stark genug ist, um den Prozess zu überleben. In der Regel ist es eine gute Idee, zu warten, bis deine Pflanze fünf oder sechs Knoten hat, bevor du übers Fimming nachdenkst. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich die Pflanze zwar noch in der Wachstumsphase, ist aber schon so weit entwickelt, dass sie den Stress verkraften kann.
Ein früherer Zeitpunkt ist in der Regel trotzdem besser als ein später. Schließlich geht es ja gerade darum, die Größe und Form deiner Pflanze zu steuern. Es ist auch wichtig, das Fimming lange bevor du die Blüte einleiten willst vorzunehmen. Fimming während der Blüte ist ein absolutes Tabu, da es den Ertrag deiner Pflanze komplett ruiniert. Das gilt zwar generell für alle HST-Techniken, aber man kann es wirklich nicht oft genug sagen. Fimme deine Pflanzen niemals innerhalb von zwei Wochen nach der Umstellung auf die Blüte! Sie brauchen Zeit zum Erholen, bevor sie richtig in die Blütephase eintreten können.
Kann ich Autoflowering-Pflanzen fimmen?
Generell würde ich davon abraten, HST-Techniken bei einer Aztoflowering-Pflanze anzuwenden. Diese Pflanzen wachsen zu schnell und jede Art von Stress kann zu dauerhaften Schäden führen, wenn du es nicht perfekt angehst. Nichtsdestotrotz ist es technisch gesehen möglich, eine Autoflowering-Sorte zu fimmen, insbesondere wenn du bereits einige Erfahrung mit Fimming gesammelt hast. Falls das dein Plan ist, gilt es jedoch einige Sachen zu beachten.
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Zunächst einmal müsstest du eine sativadominante Sorte nehmen, da diese eine längere Wachstumszeit hat. Viele indicadominante Sorten haben eine Vegetationszeit von nur 3-4 Wochen, was bedeutet, dass du ein Zeitfenster von vielleicht gerade einmal 3 Tagen fürs Trimmen hast. Schneidest du zu früh, killst du deine Pflanze; schneidest du zu spät, ruinierst du deine Erträge.
Wenn du vorhast, eine Autoflower-Pflanze zu fimmen, sollte Vorsicht die Mutter der Porzellankiste sein hinsichtlich wie viel Wachstum du entfernst. Wenn du zu viel abschneidest, kann es passieren, dass das Wachstum deiner Pflanze in der entscheidenden Phase vor der Blüte völlig zum Stillstand kommt und sich die Größe deiner Pflanze stark reduziert.
Wenn du auf der Suche nach guten Sorten für Fimming bist, solltest du dir Pflanzen aussuchen, die für ihr robustes Wachstum und ihre schnelle Entwicklung bekannt sind. Sorten wie NYC Diesel, White Widow oder Northern Lights sind eine gute Wahl für Fimming oder andere HST-Techniken.
Wirst du es wagen?
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Fimming ist nur ein Werkzeug im Arsenal eines Growers und nicht für jeden geeignet. Die Technik ist es dennoch auf jeden Fall wert, einmal ausprobiert zu werden – selbst wenn du nur mal sehen willst, wie weit du deine Cannabis-Pflanzen bringen kannst. Da Fimming wirklich einfach und schnell geht, ist es für viele Grower eine brauchbare Option.