Während die ersten Cannabispflanzen aus den hohen, frostigen Bergen Zentralasiens kamen, werden moderne Sorten eher als tropische Pflanzen angesehen. Obwohl Gras fast überall angebaut werden kann, gibt es nur ein begrenztes Zeitfenster, in dem es wirklich gedeiht. Dennoch kann Kälte ein paar überraschende Vorteile bieten, wenn auch nicht ganz ohne Risiken.
- Was sind die idealen Temperaturen für den Cannabis-Anbau?
- Welche Auswirkungen haben kalte Temperaturen auf Cannabispflanzen?
- Die Vorteile von kalten Temperaturen für Cannabispflanzen
- Können Cannabispflanzen den Winter überleben?
- Wie du deinen Anbauraum warm hältst
- Tipps für den Anbau im Freien
- Bewahre einen kühlen Kopf
Was sind die idealen Temperaturen für den Cannabis-Anbau?
Im Großen und Ganzen bevorzugen Cannabispflanzen eine Umgebungstemperatur von 20°C bis 28°C, je nach Wachstumsphase. Im Allgemeinen gedeihen Setzlinge und blühende Pflanzen bei einer Temperatur von etwa 23°C am besten, während Pflanzen in der Vegetationsphase es mit um die 26°C gerne etwas wärmer haben. Außerdem sollte der Unterschied zwischen Tages- und Nachttemperatur nicht mehr als 5°C betragen.
Auch verschiedene Sorten haben verschiedene Präferenzen und manche mögen es etwas wärmer oder kühler. Dieser Temperaturbereich ist jedoch ein guter Durchschnittswert für jede Cannabispflanze.
Welche Auswirkungen haben kalte Temperaturen auf Cannabispflanzen?
Die meisten Grower – vor allem diejenigen, die Natriumdampf-Hochdrucklampen (HPS) verwenden – sind eher mit den negativen Auswirkungen hoher Temperaturen vertraut. Hitzestress, Dehydrierung, Hermaphrodismus und verringerte Harzproduktion sind alles Risiken, die mit hohen Temperaturen einhergehen. Was dahingegen nicht annähernd so viel Aufmerksamkeit erhält, ist, was bei zu niedrigen Temperaturen mit deinen Cannabispflanzen passiert.
Sobald die Temperaturen unter etwa 15°C fallen, fällt es Cannabispflanzen schwerer, produktiv zu bleiben. Ähnlich wie bei Tieren verlangsamen niedrigere Temperaturen die Stoffwechselprozesse der Pflanzen und führen zu einem stark verkümmerten Wachstum und einer verzögerten Entwicklung. Außerdem können niedrige Temperaturen Nährstoffausfälle und Wurzelschäden verursachen und deine Pflanzen anfälliger für Probleme wie Schimmel oder Mehltau machen.
Die Vorteile von kalten Temperaturen für Cannabispflanzen
Obwohl es generell nicht ratsam ist, deine Pflanzen bei suboptimalen Temperaturen zu halten, können kalte Temperaturen während der Blütephase für bestimmte Sorten einige Vorteile haben:
- Erhöhte Produktion von Terpenen
Niedrigere Temperaturen, vor allem in den letzten Wochen der Blütezeit, können dazu führen, dass manche Grassorten mehr Terpene entwickeln, was zu einem ausgeprägteren Geschmack und einem stärkeren Aroma führt.
- Schöne lila Farben
Einige Sorten können einen leuchtend violetten Farbton ausprägen, wenn sie in der Spätphase der Blüte kälteren Temperaturen ausgesetzt werden. Das liegt an der Produktion von Anthocyanen, natürlichen Pigmenten, die in vielen Blumen und Früchten vorkommen.
- Schädlings- und Krankheitsbekämpfung
Während kältere Temperaturen das Risiko für bestimmte Schimmelpilze erhöhen können, gedeihen viele Schädlinge (Spinnmilben, Thripse) bei kälteren Temperaturen weit weniger gut.
- Erhöhte Trichom-Produktion
Trichome sind die kleinen Harzsäcke, die auf den Cannabisblüten erscheinen. Dieses Harz soll die Pflanze vor Umwelteinflüssen schützen und kältere Temperaturen können dazu führen, dass die Pflanzen noch mehr Harz produzieren.
Beachte, dass die möglichen Vorteile niedrigerer Temperaturen von Sorte zu Sorte sehr unterschiedlich sind. Außerdem können diese Vorteile durch die oben beschriebenen potenziellen Schäden zunichte gemacht werden. Wenn du mit kälteren Temperaturen an deinen Pflanzen experimentieren möchtest, solltest du unbedingt eine Sorte wählen, die mit ihnen klarkommt. Merk dir auch, die Temperatur idealerweise erst in den letzten Wochen der Blütephase zu senken.
Einige Sorten, die sich für kältere Klimazonen eignen, sind Purple Bud, Swiss Miss und Top 44. Erstens blühen sie schnell, sodass sie wahrscheinlich vor dem ersten Frost fertig sind, und zweitens sind sie resistent gegen Schimmel, sodass sie mit etwas kälterem und feuchterem Wetter problemlos zurechtkommen.
Wie kann ich meinen Anbauraum sicher kühlen?
Möchtest du die Temperatur deines Anbauraums absichtlich senken, ist der Luftstrom das A und O. Ein guter Inline-Ventilator, der die Wärme ableitet, und ein paar kleine interne Ventilatoren reichen in der Regel aus, doch je nach Wohnort und Jahreszeit musst du vielleicht noch schwerere Geschütze auffahren.
Klimaanlagen sind vielleicht die naheliegendste Wahl, aber wenn du in einem kleinen Zelt oder einem Schrank anbaust, sind sie vielleicht unpraktisch. Zum Glück gibt es noch ein paar andere Möglichkeiten.
- Luftgekühlte Beleuchtung
Selbst LED-Lampen erzeugen Wärme. Eine gute, luftgekühlte Leuchte kann einen Großteil dieser überschüssigen Wärme abführen.
- Wasserkühlung
Ein kleiner Springbrunnen oder eine Nebelanlage kann den Bereich durch Verdunstung kühlen. Beachte, dass dies die Luftfeuchtigkeit in Innenräumen drastisch erhöhen kann. Wenn die Luftfeuchtigkeit mehr als 60 % beträgt (45 % während der Blütezeit), solltest du dazu einen Luftentfeuchter aufstellen.
- Wärmesenken
Gegenstände mit einer hohen „thermischen Masse“ wie Betonblöcke oder Wasserfässer können einen Teil der Umgebungswärme absorbieren und deinen Raum um einige Grad kühler halten. Achte einfach darauf, dass sie so kalt wie möglich sind, und stelle sie in deinen Anbauraum. Beachte, dass du sie regelmäßig auswechseln musst, damit sie ihre volle Wirkung entfalten können.
Können Cannabispflanzen den Winter überleben?
Wie bei so vielen Fragen zu dem, was eine Pflanze „kann“ oder „nicht kann“, lautet die Antwort „es kommt darauf an“. Wenn du Cannabis im Freien anbaust, ist das Umgebungsklima der wichtigste Faktor. In Nordamerika und Europa, wo sich die jahreszeitlichen Schwankungen stark auf die Tageslichtstunden und Temperaturen auswirken, ist der Anbau im Freien auf eine relativ kurze Vegetationsperiode beschränkt (je nach Breitengrad etwa von April bis Oktober). In tropischen Klimazonen entlang des Äquators können Grower jedoch potenziell das ganze Jahr über Cannabis anbauen – vor allem, wenn sie Autoflowering Sorten verwenden.
Wenn du jedoch drinnen anbaust, ist der Anbau von Gras im Winter problemlos möglich. Je nachdem, wo du wohnst, kann es sogar besser sein. In Gegenden wie dem Süden der USA, wo die Temperaturen im Sommer regelmäßig die 40°C-Marke überschreiten, kann es viel schwieriger sein, einen Anbauraum im Sommer kühl zu halten als im Winter warm, vor allem wenn du HPS-Lampen verwendest.
Lebst du dagegen in Nordeuropa oder so, ist es umgekehrt wohl eher herausfordernd, den Anbauraum im Winter warm zu halten.
Wie du deinen Anbauraum warm hältst
Wenn du Cannabis in einem Gebiet mit strengen Wintern anbaust und dein Anbauraum nicht richtig isoliert ist (z.B. in einer Garage oder einem Lagerraum), musst du in zusätzliche Heizungsanlagen investieren. Hier können HPS-Lampen einen echten Unterschied machen. Sie verbrauchen zwar viel mehr Energie als moderne LED-Lampen, haben aber den zusätzlichen Effekt, dass sie eine enorme Menge an Wärme erzeugen.
Die meisten Grower wollen aber nicht mit jeder Jahreszeit die Lampen austauschen und sie sind auch nicht gerade billig. Zum Glück gibt es einige andere gute Optionen, um deinen Anbauraum schön warm zu halten.
1. Raumheizungen
Ein kleiner 400-W-Raumheizer in Kombination mit einem oszillierenden Ventilator kann sehr viel Wärme erzeugen. Allerdings solltest du ihn nicht rund um die Uhr anlassen. Eine Zeitschaltuhr oder besser noch ein angeschlossenes Thermometer kann dafür sorgen, dass du es mit der Wärme nicht übertreibst. Beachte, dass diese Geräte die Luft auch austrocknen können und du eventuell einen Luftbefeuchter brauchst. Wenn du dich für einen Heizlüfter entscheidest, achte darauf, dass er spritzwassergeschützt und staubdicht ist. Diese Dinge können eine Brandgefahr darstellen, wenn sie nicht richtig installiert sind.
2. Isolierung
Je nachdem, wie viel Platz du hast, kann eine einfache Isolierung viel dazu beitragen, dass die Temperatur in deinem Anbauraum optimal ist. Schaumstoffplatten, Luftpolsterfolie oder Thermodecken sind eine gute Wahl.
3. Heizkabel
Heizkabel sind vielleicht die beste Wahl, denn sie lassen dich die Wärme genau dort einsetzen, wo sie am meisten gebraucht wird. Sie werden in der Regel in Zimmergewächshäusern oder Keimgeräten verwendet, wo mehr Wärme gebraucht wird, aber sind prinzipiell in jeder Wachstumsphase ein großartiges Werkzeug.
Diese Kabel sind in verschiedenen Größen erhältlich und passen in jeden Anbauraum. Dank der langlebigen Materialien, aus denen sie hergestellt sind, sind sie zudem absolut sicher. Wickle diese Drähte einfach um jeden deiner Töpfe, um die Wurzeln warm zu halten, und passe die Temperatur nach Bedarf an.
Tipps für den Anbau im Freien
Alles, worüber ich bisher gesprochen habe, bezog sich hauptsächlich auf Grower in Innenräumen, die ihre Umgebung kontrollieren können. Für Outdoor-Grower besteht jedoch ein ernsthaftes Risiko von Frostschäden, wenn das Wetter nicht mitspielt.
Spätfröste im Frühjahr sind eine Gefahr, mit der Grower und Landwirte schon immer konfrontiert waren, und der perfekte Zeitpunkt für die Aussaat ist zu gleichen Teilen Glück und Können. Deshalb ist es im Allgemeinen am besten, wenn du deine Setzlinge zumindest in den ersten ein bis zwei Wochen in einem klimatisierten Raum unterbringst. Die Pflanzen sind in dieser Phase sehr empfindlich und schon eine einzige zu kalte Nacht kann sie kaputtmachen.
Am anderen Ende der Saison können frühe Schneefälle für Grower in vielen Teilen der Welt ein ernsthaftes Risiko darstellen. Anders als bei Setzlingen kannst du eine ausgewachsene Pflanze nicht einfach 2 Wochen vor der Ernte umpflanzen. Wenn du mit Schnee rechnest, musst du dich im Voraus vorbereiten.
- Ernte, wenn möglich
Wenn es spät genug in der Saison ist, ist es vielleicht am einfachsten, deine Pflanzen ein paar Tage (oder sogar eine Woche) früher zu ernten. Beobachte das Wetter genau, wenn sich die Jahreszeiten ändern. Es ist zwar möglich, nach dem ersten Frost zu ernten, aber du solltest trotzdem lieber früher als später dran sein.
- Gieße deine Cannabispflanzen gründlich
Das klingt vielleicht kontraintuitiv, wenn Frost droht, aber feuchte Erde speichert die Wärme viel besser als trockene Erde. So bleiben die Wurzeln warm genug und die Pflanze hält etwas länger durch.
- Isoliere deine Cannabispflanzen
Häufe etwas Isoliermaterial wie Stroh oder Mulch um die Basis der Pflanze an, um die Wurzeln zusätzlich zu isolieren. Kalte Temperaturen während der Blüte bedeuten zwar nicht gleich das Ende, aber es ist generell besser, Temperaturen unter dem Gefrierpunkt zu vermeiden.
- Bedecke deine Pflanzen
Wenn du die Zeit, den Platz und die Materialien hast, kannst du ein kleines behelfsmäßiges Gewächshaus aus Plastikfolie (oder Planen) und ein paar einfachen Stützen bauen. Ist das nicht möglich, wickle deine Pflanze in Plastikfolie ein und sorge dafür, dass sie fest um die Basis gebunden ist.
Bewahre einen kühlen Kopf
Kälte ist vielleicht nicht ideal für deine Cannabispflanze, aber sie ist nicht automatisch ihr Todesurteil. Setzt du sie richtig ein, kann sie sogar einige Vorteile für deine Pflanzen bringen. Trotzdem ist und bleibt sie ein ernstes Problem, das jeder Grower im Auge behalten sollte.